Ganz aktuell und ausnahmsweise auch mal persönlich: Eben war ich beim Einkaufen und wollte mir zwei Mohnbrötchen holen, weil ich gestern veganen Aufstrich gemacht habe. Ich hatte richtig Lust auf frische knusprige Brötchen mit dem Aufstrich.
Beim Bäcker im Vorraum des Supermarkts stand eine schwarze Verkäuferin – nicht obamaschwarz, sondern kongoschwarz. Und ich habe mich plötzlich dabei ertappt, wie ich anfing, mich selber ganz rational davon zu überzeugen, dass tiefgefrorene Brötchen eigentlich viel sinnvoller sind als frische: “Dann hast du immer Vorrat im Haus und hättest schon gestern den Aufstrich genießen können.” Selbstverständlich gibt es rationale Argumente, die für TK-Brötchen sprechen, aber das war’s nicht. Ich fühlte mich an eine Passage aus dem alten Artikel Ein weißer Lehrer spricht Klartext erinnert:
Ein Lehrer, den ich persönlich kenne, gab das Essen von Fastfood auf – aber nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern weil in seiner Gegend die meisten Angestellten in Fastfood-Restaurants schwarz waren. Er hatte durch den Beruf die Schnauze voll von Schwarzen.
Ich habe im Gegensatz zu diesem Lehrer keinen beruflichen Kontakt mit Schwarzen, aber es war trotzdem der gleiche Effekt. Es war kein idiotischer Boykottversuch, den Bäcker mit dem Entzug eines Euros dazu zu nötigen, mir genehme Verkäuferinnen einzustellen, ich hatte einfach keine Lust, mit einer so schwarzen Frau zu interagieren. Ich bin es leid, auf Schritt und Tritt und in jeder Werbeanzeige mit solchen Leuten konfrontiert zu werden, die mir penetrant als “ganz normale Deutsche” aufgedrängt werden. Und jetzt auch noch in der Bäckerei – das passt irgendwie nicht! Die Zeiten, in denen ich deswegen ein schlechtes Gewissen empfunden hätte, sind vorbei. Aber ich bin immer noch in das Muster verfallen, sogar mir selber zunächst rationale Gründe vorzuschieben. Doch schließlich habe ich auch das erkannt.
Und es hat mich darüber hinaus auch an eine Meldung erinnert, die ich vor wenigen Tagen gelesen habe:
Der spanische Fußball ist erneut von einem Rassismus-Vorfall überschattet worden. Der 21 Jahre alte Spanier (sic!) Nico Williams von Athletic Bilbao wurde auch eigenen Angaben zufolge im Spiel am Samstagabend bei Atlético Madrid von mehreren Zuschauern rassistisch beleidigt. Er habe vor der Ausführung eines Eckballs Affengeräusche gehört, sagte Williams laut Medien nach dem 1:3 seines Klubs. „Es gibt überall dumme Leute, aber es passiert nichts.“ Das Spiel wurde kurzzeitig unterbrochen.
Ich habe Nico Williams gegoogelt, obwohl es eigentlich überflüssig war:
Das ist kein Spanier!
Es ist nicht auszuschließen, dass er sich die Affengeräusche eingebildet hat, aber ich glaube eher, dass es sie tatsächlich gab. Es ist weit unhöflicher als meine stille Entscheidung, Tiefkühlbrötchen zu kaufen, aber es ist die gleiche intuitive Gefühlsregung und die gleiche Erkenntnis: Es ist nicht richtig! Ich denke nicht, dass Fußballfans Affengeräusche von sich geben, wenn schwarze Spieler einer afrikanischen Mannschaft einen Eckball schießen, sie machen das nur, wenn ihnen Menschen, die offensichtlich keine Spanier sind, als Spanier verkauft werden.
Ich gehöre nicht zu der Sorte Konservativer oder “Rechter”, die Asylanten vorwerfen, dass sie nicht arbeiten und keine Steuern zahlen. Ich werfe nicht einmal Steuerhinterziehern vor, dass sie keine Steuern zahlen, und ich denke nicht, dass wir die Arbeitskraft der Asylanten brauchen. Wir sind ein intelligentes und fleißiges Volk, das alleine klarkommt, so wie die Spanier ein fußballbegeistertes Volk sind, das alleine Fußball spielen kann. Und wenn sie ohne gefälschte Spanier verlieren, dann verlieren sie eben. Wenn wir alleine nicht genug Bäckereiverkäuferinnen haben sollten, dann muss der Staat keine “Fachkräfte” importieren – und auch keine wirklichen Fachkräfte – dann muss eben die eine oder andere Bäckerei dichtmachen. Für weniger Menschen braucht man auch weniger Brötchen.
Doch was bei einem Bäcker nur eine ganz leichte Unannehmlichkeit darstellt, ist in der Altenpflege ein Albtraum. In Japan setzt man auf Roboter in der Altenpflege und sollte ich jemals pflegebedürftig werden, dann möchte ich lieber von Maschinen gepflegt werden, die nicht einmal wie Menschen aussehen müssen, und mich mit einer KI unterhalten als mit einem Asylanten. Ich bin jedem dieser jungen Männer dankbar, der sich angesichts des Ansinnens, sich zu integrieren und einen sozialen Beruf zu ergreifen, an die Stirn tippt, im Park rumlungert und auf Staatskosten auf seinem Smartphone rumdaddelt. Oder für das Kalifat demonstriert.
Selbst das ist im Vergleich zu diesen Gestalten in der Altenpflege das weitaus kleinere Übel. Das ist mir heute glasklar geworden. Und die Frauen sind auch nicht besser.
Hermann Hesse bemerkte einmal:
Das Volk und seine irrationalen Wege sind mir lieber als die rationalen Begründungen, die man dafür angibt (Quelle: Lektüre für Minuten, eine Aphorismensammlung von Hermann Hesse)
Ich sehe das auch so und der Teil des Volkes, auf dessen irrationalen innersten Bereich ich den besten Zugriff habe, bin ich.
So bekommt der Ausspruch
Die Wahrheit liegt im Inneren
der auf viele ein bisschen wie dummes esoterisches Geschwalle wirken mag, eine ganz konkrete Bedeutung. Die Analyse der eigenen Gedanken und Gefühlsregungen kann oftmals Erkenntnisse zutage fördern, die weit über das Persönliche hinausgehen. Ich rege jeden an, das zu tun, wann immer sich die Möglichkeit dazu bietet.