Bei meinen Überlegungen zur Strukturierung dieser Artikelserie ist mir klargeworden, dass ich sehr viel mehr russischen als ukrainischen und westlichen Müll wegräumen muss, bis ich endlich an dem Ziel angekommen bin, dass nur noch das Wesentliche da ist. Mit Müll meine ich selbstverständlich die Aussagen der jeweiligen Propagandaapparate über die angeblichen Kriegsgründe, falls das noch nicht deutlich geworden sein sollte. Es ist leicht ersichtlich, warum der russische Propagandaapparat zwangsläufig sehr viel mehr Müll verbreiten und dabei sehr viel kreativer sein muss als der ukrainische, dessen Zielgruppe mit einer einzigen Sorte Müll ausreichend versorgt ist. Müll ist es aber dennoch und mit dem ukrainischen möchte ich anfangen und dann auch noch gleich den westlichen Müll abhaken. Alle Seiten sind allerdings so sehr miteinander verwoben, dass sich häufig sogar der Eindruck eines Pingpong-Spieles aufdrängt, und ich daher bei meinen Aufräumarbeiten voraussichtlich immer wieder hin- und herspringen werde.
“Krieg beginnt mit der Verteidigung” ist eine Aussage von Carl von Clausewitz, über die ich vor einigen Wochen gestolpert bin. Ich glaube, es war bei Nuoviso Homeoffice, sicher bin ich aber nicht mehr und eigentlich ist es auch egal. Vertreten hat er diese Ansicht tatsächlich. Mein erster Gedanke war “So ein Quatsch! Krieg beginnt natürlich mit dem Angriff.” Aber dann dämmerte mir schnell, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass ausgerechnet ich die Aussage eines der größten Militärstrategen aller Zeiten als Quatsch entlarven kann – zu allem Überfluss auch noch in weniger als fünf Sekunden.
Also habe ich in Erwägung gezogen, dass er recht haben könnte, und das ist in der Tat der Fall. Krieg beginnt wirklich erst mit der Verteidigung. Wenn sich niemand gegen einen Einmarsch wehrt, dann nennt man das “Anschluss” oder “Annexion”, aber nicht “Krieg”. Das beste Beispiel, das praktischerweise sogar aus der passenden Gegend kommt, ist die Begebenheit mit der Krim im Jahr 2014. Das ukrainische Militär hat die Krim nicht verteidigt, deshalb nennt man diesen Vorgang auch Annexion und nicht Krieg. Zur Klarstellung: Ich behaupte nicht, dass eine Nichtreaktion auch im Februar 2022 aus ukrainischer Sicht besser gewesen wäre – obwohl sie mir aus meiner Sicht lieber gewesen wäre. Aber mich geht das nichts an. Ich stelle lediglich fest, dass sie MÖGLICH gewesen wäre. Die Behauptung, man habe ja gar keine andere Wahl gehabt, als sich zu verteidigen, ist die ukrainische Begründung für den Krieg, und sie ist unwahr. Ganz offensichtlich war es doch 2014 auch möglich, nichts zu tun, ohne dass die Welt davon untergegangen ist. Die Gefahr eines Weltuntergangs ist im letzten Jahr eher gestiegen als gefallen.
Aber da die meisten Leute das Clausewitz-Zitat nicht kennen oder gar verstanden haben, kommt man mit der Behauptung, die ukrainische Regierung habe gar keine andere Wahl gehabt, bei vielen problemlos durch. Ich kann den Whataboutism “Aber die russische Regierung hätte ja auch …” fast schön hören. Ja natürlich und keine Sorge, das kommt noch. Und zwar sehr ausführlich!
Ich bin ein bisschen stolz darauf, dass ich mit dem, was mir zu dem Zitat bis hierher eingefallen ist, genau das getroffen habe, was Clausewitz damit gemeint hat, ohne das vorher nachzulesen. Aus dem Wikipedia-Beitrag:
Eine der provokantesten Thesen des Buches Vom Kriege lautete, dass ein Krieg erst mit der Verteidigung des Angegriffenen beginne. Ohne Verteidigung würde es nicht zu bewaffneten Kämpfen kommen, die Clausewitz für die Grundlage des Kriegsbegriffs hielt.
Ich habe aber noch weiter über die Aussage nachgedacht und dabei ist mir aufgefallen, dass sich in einem Krieg in der Selbstwahrnehmung immer alle Seiten verteidigen. Keine Seite sagt: “Wir sind die Angreifer”. In grauer Vorzeit mögen irgendwelche Stämme stolz darauf gewesen sein, andere Stämme anzugreifen, um sie auszurauben, aber das ist schon sehr lang nicht mehr der Fall. In allen neueren Kriegen (und mit “neu” meine ich mindestens das 20. Jahrhundert, wahrscheinlich aber viel weiter zurückgehend) ist man immer selber der Verteidiger und der andere immer der Angreifer. Das kommt sogar in der Bezeichnung des zuständigen Ministeriums zum Ausdruck: Verteidigungsministerium – nicht Kriegsministerium. Und damit wird die Aussage sogar regelrecht trivial: Wenn es gar keine Angreifer gibt, dann kann ein Krieg ja nur mit Verteidigung beginnen.
Und weiter gedacht: Wer Krieg vermeiden will, muss immer auf Verteidigung verzichten, da ja in der Selbstwahrnehmung niemand der Angreifer ist. Anders geht es nicht! Das erfordert ungeheuren Mut, und zwar eine andere Art von Mut, als unter Einsatz des eigenen Lebens auf fremde Menschen zu schießen, mit denen man gern ein Bier trinken gehen würde, wenn nicht Politiker behaupten würden, sie wären der Feind. Wer daraufhin das Bedürfnis hat “Erzähl das dem Putin!” oder “Erzähl das dem Selenskyi” oder “Erzähl das den westlichen Politikern” zu antworten, möge bitte noch einmal Teil 2 lesen.
Ich hoffe, diese Art von Mut wächst. Es gab sie schon einmal und zwar an Weihnachten 1914:
Es sind ausgerechnet die verhassten Deutschen, die barbarischen Besatzer in Belgien, die als „Hunnen“ und „Fritzens“ verschrieenen gnadenlosen Pickelhauben-Träger und „Wurst fressenden Blödmänner“, die den Anstoß geben zum Frieden mitten im Krieg: mit einem leisen „Stille Nacht, heilige Nacht“, mit brennenden Kerzen auf tausenden fertig dekoriert an die Front geschickten Miniatur-Tannenbäumchen, die nun auf die Brustwehren der Schützengräben gehoben werden: „Die reinste Illumination“, staunt ein deutscher Soldat. Und eigentlich eine Einladung an Scharfschützen. Oder eine Kriegslist? Doch die Deutschen rufen „We not shoot, you not shoot“, als die Briten dem Gesang applaudieren.
Soldaten, die sonst erschossen wurden, sobald sie den Kopf über die Deckung hoben, die Handgranaten aufeinander warfen, mit Bajonetten, Spaten und Knüppeln töteten, trafen sich im Niemandsland zwischen Stacheldrahtverhauen, wünschten Frohe Weihnachten, drückten einander die Hände, lachten wie befreit, rauchten, redeten, zeigten einander Fotos ihrer Familien, fotografierten selbst. Geschenke wurden ausgetauscht, Kekse und Konserven, Corned Beef und Christmas Pudding, Rum und Jam, Würste, Schokolade, Zigaretten, Zeitungen und Zwieback. Die erbittertsten Gegner tauschten Rangabzeichen und Uniformknöpfe als Andenken, teils auch Adressen aus.
Doch leider ist es dem Bösen gelungen, nach wenigen Tagen wieder die Oberhand zu gewinnen. Es ist nie zuvor und nie danach wieder vorgekommen. Und doch macht es Hoffnung und es erfüllt mich mit tiefer Freude, dass das von unseren Soldaten ausging. Wenn jemand das als Radikalpazifismus bezeichnet, dann empfinde ich das sicher nicht als Beleidigung, sondern eher als (möglicherweise unverdientes) Kompliment.
Im aktuellen Konflikt verteidigt sich die russische Seite in ihrer Selbstwahrnehmung natürlich ebenfalls. Es ist nur deutlich schwieriger zu vermitteln, weil nun mal russische Truppen auf ukrainisches Territorium eingedrungen sind und nicht umgekehrt. Und damit komme ich auf das zurück, was ich oben erwähnt habe: Die Propaganda, aus dieser vollkommen offensichtlichen Sachlage heraus zu behaupten, man würde sich ja nur verteidigen, muss naturgemäß sehr viel umfangreicher und kreativer sein. Und das ist sie auch. Aber das kommt später.
Ich glaube, irgendwie verteidigt die ukrainische Armee angeblich auch “unsere Demokratie”, weil der Russe ansonsten demnächst am Rhein steht. Ich bezweifle sehr stark, dass auch nur ein einziger ukrainischer Soldat auf die Frage, warum er kämpft, damit antworten würde, die weitere Existenz des deutschen Bundestages läge ihm am Herzen. Und müsste er zu diesem Zweck nicht im Hindukusch stehen, denn “unsre Demokratie” wird doch bekanntlich dort verteidigt? Oder war das “unsere Freiheit”? Man kommt ganz durcheinander und kann den immer gleichen Mist doch schon seit Jahrzehnten nicht mehr hören, ohne sich angewidert abzuwenden.
Davon abgesehen würde ich nicht einmal wollen, dass Ukrainer “unsere Demokratie” verteidigen, wenn diese tatsächlich bedroht wäre! Und wenn wir unser Land (!) verteidigen müssen, dann machen wir das entweder selber oder wir machen das gar nicht, aber wir kaufen uns doch nicht in der Ukraine Söldner, die für uns sterben. Doch genau das suggerieren unsere Politiker mit diesem Gerede, die Ukraine würde auch “für uns kämpfen”. Ich verbitte mir solche beleidigenden Unterstellungen, ich habe niemanden darum gebeten. Und natürlich wird dieses bösartige Geschwätz vom Kreml genüsslich aufgenommen: “Der Westen bekämpft uns bis zum letzten Ukrainer”, womit ausgedrückt wird, wir wären moralisch verkommene, erbärmliche Feiglinge. Merkt eigentlich wirklich niemand außer mir, wie entwürdigend das ist? Ich habe so oft das Bedürfnis, in hilfloser Wut unseren Politikern einfach einen Knebel ins Maul zu stopfen, und dieses böse Pingpong-Spiel zu stoppen. Das können wir nicht, aber wir müssen nun wirklich nicht auch noch so tief sinken, diese Angriffe auf unsere Würde zustimmend nachzuplappern.
Aber als ich das letzte Mal nachgesehen habe, befanden sich zwischen der russischen Grenze und dem Rhein außer Weißrussland eigentlich nur noch NATO-Staaten. Könnte man da nicht einfach eine starke Verteidigung aufbauen, die einen Angriff entmutigt? Aber ich will nicht Militärstrategie spielen, man könnte jedoch zumindest mal abwarten, ob das überhaupt vorbereitet wird. Aber nein! Immer wird ein Horrorszenario an die Wand gemalt, das sich angeblich nur durch extrem selbstschädigendes Verhalten vermeiden lässt, und es drängt sich schon stark der Verdacht auf, dass die Selbstschädigung das eigentliche Ziel ist.
Doch allzu oft kommt diese Argumentation gar nicht, die westliche Propaganda beschränkt sich im Wesentlichen darauf, gebetsmühlenartig zu wiederholen, dass „Putin nicht gewinnen“ dürfe, nähere Erklärungen, warum nicht, sind sehr spärlich gesät und nichts als hohle Phrasen, das würde zu internationaler Regellosigkeit führen, was auch immer das sein soll. Wenn es sich dabei um eine Schwächung der UNO handeln sollte, dann empfinde ich das überhaupt nicht als bedrohlich – ganz im Gegenteil. Ich lege weder Wert auf den UNO-Migrationspakt noch auf das Wirken des IPCC noch auf den Internationalen Vertrag zur Pandemieprävention. Dann lieber “internationale Regellosigkeit”! Allerdings macht Putin nicht im geringsten den Eindruck, er habe etwas gegen diese Entwicklung hin zu “Global Governance”. Ganz im Gegentei, doch dazu später mehr.
Ich will auch nicht, dass Putin gewinnt. Doch wissen Sie, wie man am effektivsten verhindert, dass Leute Kriege gewinnen, Herr Bundeskanzler? Dadurch, dass man keine Kriege führt! Eigentlich ganz einfach, oder? Und auf den Einwand, aber Putin würde das doch bereits tun, möchte ich antworten: Ja, aber es ist ein regional begrenzter Krieg. Und wenn er das bis zum Ende auch bleibt, dann führt das im Falle eines Sieges von Putin zu einer Grenzverschiebung und eventuell einem Regierungswechsel in der Ukraine oder im extremsten Fall zu einem Anschluss der Ukraine an die Russische Föderation. Und wie genau soll dadurch diese ominöse “internationale Regellosigkeit” eintreten?
Gar nicht!
Damit ein Sieg Putins zu “internationaler Regellosigkeit” führen kann, muss Putin einen Weltkrieg führen. Dieses Gerede von irgendwelchen “internationalen” Folgen oder solchen, “die unsere Demokratie bedrohen” ist immer ein klarer Hinweis darauf, dass es sich entweder um völlig hohle Phrasen handelt oder dass solche Leute von einem Weltkrieg reden! Das muss jeder, der sich diese Phrasen zu eigen macht, unmissverständlich zur Kenntnis nehmen! Mir konnte noch nie jemand erklären, warum ein Anschluss irgendwelcher ukrainischer Gebiete an Russland irgendwelche Folgen für irgendjemanden außerhalb dieser Gebiete haben sollten. Und tut mir leid, Herr Bundeskanzler, in Ihrem Amtseid kommen diese Leute nicht vor:
Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren und Schaden von ihm wenden werde.
Heißt das, ich will die Ukraine Putin rücksichtslos zum Fraß vorwerfen? Nun, ich habe nicht von Putin verlangt, dass er in der Ukraine einmarschiert und ich habe das auch nicht zu entscheiden. Aber wenn diejenigen, die das zu entscheiden haben, nicht meineidig werden wollen, dann eindeutig: Ja!
Ich weiß, dass es keine Straftat ist, den Amtseid zu brechen, aber erwähnen kann man es trotzdem, wenn es jemand auf so krasse Weise tut. Ich habe durchaus Verständnis, dass Ukrainer den Donbass behalten und schon gar nicht an die Russische Föderation angeschlossen werden wollen. Aber das geht uns nichts an! Manchmal bin ich fassungslos, wie sehr die Vorstellung von “globaler Verantwortung” schon unbewusst in den Köpfen verankert ist, was nichts anderes als die NWO-Geisteshaltung ist. Die Vorstellung, dass es etwas gibt, das uns nichts angeht, ist offenbar vollkommen verschwunden. In dem Zusammenhang möchte ich an eine (minimal angepasste) Passage aus Goethes Osterspaziergang erinnern.
Nichts Besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
wenn hinten, weit, in der Ukraine die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus und sieht den Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten.
Dann kehrt man abends froh nach Haus und segnet Fried und Friedenszeiten.
Was waren das noch Zeiten! Und nein, ich finde es überhaupt nicht schön, wenn Ukrainer und Russen “aufeinanderschlagen”, und Gespräche von Sofagenerälen, in denen Wörter wie “liquidieren” vorkommen, finde ich einfach nur abstoßend. Ich habe großes Mitgefühl mit allen, die von diesem Krieg betroffen sind, und ich verstehe auch, dass es den Beteiligten nicht egal ist, wer ihn gewinnt. Nur uns kann und muss das egal sein!
Aber nein! Jeden Tag erwartet man mit Schrecken, welches dumme Gör jetzt wieder “feministische Außenpolitik” betrieben und versehentlich Russland den Krieg erklärt hat. Ja, ja, wir wissen inzwischen, dass Putin ein “wahnsinniger Diktator” ist der die Weltherrschaft an sich reißen will, weil er sich ärgert, dass er nur 1,70 groß ist. Und er ist ja wahrlich nicht der erste “wahnsinnige Diktator”, der uns präsentiert wird. Aber warum hat eigentlich die ganze Zeit, in der all die westlichen Politiker mit ihm gespeist, gescherzt und lächelnd auf Gruppenfotos posiert haben, keiner von denen vorher gemerkt, dass der Mann verrückt ist? Und falls er tatsächlich verrückt sein sollte (was ich nicht glaube) – ist es dann wirklich eine gute Idee, einem unberechenbaren Verrückten, der über Atombomben verfügt, völlig überflüssige Beleidigungen an den Kopf zu werfen? Die westliche Propaganda ist so unterirdisch schwachsinnig, dass es für die russische Seite ein Leichtes ist, diesen Dreck zu entlarven und sich selber als seriös darzustellen. Da entsteht tatsächlich der Eindruck eines Pingpong-Spiels oder eines Joint-Venture, bei dem die westliche Seite alles tut, um der russischen Seite die nicht ganz einfache Propagandaaufgabe zu erleichtern.
Sie muss schließlich zunächst einmal erklären, warum etwas, das völlig unmissverständlich wie ein Angriff aussieht, in Wirklichkeit überhaupt kein Angriff ist, sondern Verteidigung. Und im zweiten Schritt muss sie darüber hinaus auch noch erklären, warum sie auf diese Verteidigung nicht verzichtet hat. Das ist keine kleine Aufgabe, doch bezüglich Propaganda kann man sich offenbar immer noch auf den Kreml verlassen. Die haben das sehr professionell in Angriff genommen und stellen nach dem Motto “viel hilft viel” sogar so viele Kriegsbegründungen für verschiedene Zielgruppen zur Verfügung, dass man fast den Überblick verliert und sich erschlagen fühlt.
Das ist ganz grundsätzlich nicht ungewöhnlich, das machen unsere Propagandisten auch, wenn auch eher nicht beim Ukraine-Krieg. Aber sie tun es zum Beispiel bei der Masseneinwanderung, und da ist mir diese Vorgehensweise auch schon vor vielen Jahren zum ersten Mal aufgefallen. Masseneinwanderung ist – genauso wie ein Krieg – etwas Unangenehmes, das Völker normalerweise nicht von selber haben wollen, insbesondere wenn die Ankömmlinge sehr fremdartig sind und sich nicht gerade liebenswürdig benehmen. Der eigentliche Grund für die Masseneinwanderung ist natürlich die Ersetzung der einheimischen weißen Bevölkerung, wie es auch von der UNO offen gefordert wurde. Das wollen Regierungen aus leicht nachvollziehbaren Gründen aber so direkt nicht sagen, weswegen zumindest eine verlogene Begründung dafür notwendig wird. Tatsächlich gibt es aber mehrere. Für die linken Gutmenschen “Wir müssen diesen armen Menschen helfen”, für die ängstlichen Konservativen “Das sind dringend benötigte Fachkräfte, die später unsere Renten zahlen” und für kindische Schwachköpfe, denen wir Deutsche zu langweilig sind “Unser Land wird bunter”. Das ist nicht die vollständige Liste von Begründungen, aber ich denke, es reicht als Beispiel aus.
Und genau das macht der russische Propagandaapparat auch. Ein Krieg ist mindestens genauso unangenehm und unbeliebt wie Masseneinwanderung. Und auch hier werden mehrere Begründungen für verschiedene Zielgruppen bereit gestellt. Von “Wir müssen diesen armen Menschen im Donbass helfen” bis “Der kollektive Westen will unser Land in lauter Kleinstaaten aufteilen”.
Die Leute dürfen selbstverständlich auch mehrere Begründungen glauben, das müssen sie aber nicht. Eine reicht. Der Unterschied zu dem Beispiel mit der Masseneinwanderung ist der, dass der eigentliche Grund für diesen Krieg ganz und gar nicht offen auf der Hand liegt, und wir nur Vermutungen darüber anstellen können. Dazu müssen aber zunächst die Begründungen als Lügen entlarvt werden. Das ist auf russischer Seite ein riesengroßer Berg, vor dessen Wegräumen mir ein bisschen graust. Aber eingedenk des Konfuzius-Zitats
Der Mann, der den Berg abtrug, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen
fange ich einfach in den folgenden Teilen damit an.
- Teil 4: Reise ins russische Propaganda-Universum
- Teil 5: Wir müssen diesen armen Menschen helfen
- Teil 6: Die Einkreisung
- Teil 7: Die multipolare Weltordnung
- Teil 8: Entnazifizierung
- Teil 9: Hornissennester?
- Teil 10: Back in the USSR
- Teil 11: Hexenprozesse
- Teil 12: Todeskult
- Teil 1: Vorbetrachtung und präzise Sprache
- Teil 2: Schuld oder Skuld?
Gerade heute Morgen habe ich wieder so ein Beispiel für diese unverschämte Unterstellung gefunden, dieses mal allerdings nicht von “unseren” Politikern, sondern von Vitali Klitschko, der das noch ein bisschen mehr mit dem Holzhammer macht als das heimische Gesockse.
Ich hasse diese Übergriffigkeit! Wenn die Ukrainer Krieg gegen Russland führen wollen, dann sollen sie das meinetwegen tun. – und gefälligst auch selber dafür zahlen, wie es andere Leute auch machen, wenn sie Krieg führen. Wer sich den Krieg nicht leisten kann, muss sich eben damit abfinden, ihn zu verlieren. Aber mit Schmarotzer-Mentalität sieht man das natürlich anders. Sie könnten allerdings wenigstens zugeben, dass sie Schmarotzer sind und auch mal Danke sagen, anstatt noch frech zu behaupten, ihre Schmarotzerei wäre etwas, wofür wir uns bedanken müssen.
Ich habe nicht darum gebeten und könnte diesem Kerl für sein unverschämtes Geschwätz … okay, das sollte ich vielleicht gegenüber einem Schwergewichtsboxer dann doch besser unterlassen 😉
Aber heute Morgen ist mir eingefallen, woran mich diese Argumentation schon die ganze Zeit erinnert. Ich habe gewusst, dass da etwas ist, aber ich bin nicht draufgekommen, was es war. Es war aus meiner Islamkritikerzeit, die nun schon mindestens 15 Jahre zurückliegt: Damals war das Narrativ, dass die “einzige Demokratie im Nahen Osten” auch “für uns” gegen den Islam kämpft. Und “Wenn Israel fällt, dann fällt auch Europa”. Warum das der Fall ist, hat natürlich niemand erklärt, es gibt auch keine Erklärung dafür, es war nichts als Quatsch, der einfach so in den Raum gestellt wurde. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass Europa islamisch wird, aber falls das passiert, dann wegen der Masseneinwanderung von Moslems, aber das wird ganz bestimmt nicht durch israelische Militäraktionen beeinflusst.
Und jetzt wird genau das Gleiche! Selenskiy sagt den verlogenen Scheißdreck sogar wörtlich: Wenn die Ukraine fällt, dann fällt ganz Europa!
https://www.youtube.com/watch?v=090imsi3FS8
Und die Leute glauben das.
Es gibt sogar eine Initiative #WeAreAllUkrainian
Nein, bin ich nicht!
Das ist wie “Je suis Charlie!”